Luxemburger

Abbildung 3.1 und 3.2

Abkürzungen: ~600 um 600, a. d. an der, Abd. Abdankung, Abh. Abhängigkeit, -b˘g. -burg, Bf. Bischof, -bg. -berg, Bgf. Burggraf, Bm. Bistum, d. Ä. d. Ältere, d. Ju. d. Junge, d. Jü. d. Jüngere, dt. deutsch, Ebf. Erzbischof, Ebm. Erzbistum, Ehz. Erzherzog, Fsm. Fürstentum, Fst. Fürst, Gf. Graf, Gfn. Gräfin, Gft. Grafschaft, Ghz. Großherzog, Ghzn. Großherzogin, Hz. Herzog, hzgl. herzöglich, Hzm. Herzogtum, Kf. Kurfürst, Kfm. Kurfürstentum, Kg. König, kgl. königlich, Kgn. Königin, Kgr. Königreich, Ks. Kaiser, Kurw. Kurwürde, Lgf. Landgraf, Mgf. Markgraf, Mgft. Markgrafschaft, n. 992 nach 992, Nied. Nieder-, Ob. Ober-, P.U./PU Personalunion, Pfg. Pfalzgraf, Pr./Prz. Prinz, Prät. Prätendent, Przr. Prinzregent, Reg. Regent(in), Sign. Signore, Sn. Seigneur, Statth./Sth. Statthalter, Thronf. Thronfolger, Unt. Unter-, v. 1045 vor 1045, v. Tirol von Tirol (v. wird dabei oft weggelassen, Bsp.: Gf. Hoya Gf. v. Hoya)

[Erläuterungen siehe Grafische Nomenklatur]

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Beschreibung

1) Die Interimsfunktion der Luxemburger

Die Luxemburger fungierten in mehrfacher Hinsicht als Interimsdynastie. Einerseits schlugen sie die Brücke vom alten Stammesherzogtum Lothringen zum Neuburgundischen Reich, indem sie Johann Ohnefurcht und Philipp dem Guten im 14. Jh. die altlotharingischen Kerngebiete Luxemburg und Brabant hinterließen; ferner traten sie als Könige von Böhmen und Ungarn im 14. Jh. das Erbe der Přmysliden und Arpaden an, um deren Herrschaft im 15. Jh. letztlich den Habsburgern zu vermachen; und insofern ebenfalls an Habsburg nach 1477 jener Teil Burgunds kam, der besagte Hinterlassenschaft der Luxemburger enthielt, waren sie in doppelter Hinsicht die Vorgänger Habsburgs auf dem europäischen Parkett.

Andrerseits gehörte ihr Geschlecht, neben dem der Matfriedinger und Brabanter, zu den drei wichtigsten Nachfolgern der hochmittelalterlichen Herzöge Lothringens, welche dem Geschlecht der Wigerichinger entstammten. Deren Herzogtum war 959 in Ober- und Niederlothringen zerfallen. Oberlothringen wurde nach 1047 im wesentlichen unversehrt fortgesetzt von den Matfriedingern (= Lothringern). Niederlothringen zerfiel 1139 weiter: Neben die Herzöge v. Brabant traten die Herzöge v. Limburg.

2) Anfänge der Luxemburger

Die Familie der Herzöge v. Limburg ging später unter dem Namen Luxemburger in die Geschichte ein. Denn Hz. Walram IV v. Limburg hatte durch seine Ehe mit der Erbtochter Ermesinde 1214 deren Grafschaft Luxemburg erworben, die bald viel wichtiger wurde als Limburg. Aber in ihr waren die eigentlichen, alten Luxemburger, Abkömmlinge des Wigerich, nur bis 1136, als Konrad II starb, Grafen gewesen, danach die Familie Namur bis 1196, als Heinrich d. Blinde starb. Und dessen Erbtochter war Ermesinde.

Die korrekte Bezeichnung der (neuen) Luxemburger hätte vielmehr, nach den beiden Grafschaften, deren Fusion 1115 sie ursprünglich ihren zunehmenden Einfluß verdankten, Limburg-Arlon zu lauten. Aber wichtiger als das Limburger Hzm., das sie 1288 durch die Schlacht bei Worringen ans Hzm. Brabant verloren, wurde für sie eben die Gft. Luxemburg, der seit 1226 ein eigener Zweig zuwuchs: Ihn eröffnete Heinrich II, Großvater Heinrichs VII, des ersten luxemburgischen Kaisers († 1313).

Seit 1247 existierte zwar noch ein weiterer Zweig, nämlich für die Gft. Berg, die Heinrichs II Halbbruder Heinrich IV um 1216 erheiratet hatte, erwies sich indes als kurzlebig, da er 1348 mit Adolf VI abstarb.

3) Französische und deutsche Luxemburger

Vom Luxemburger Hauptzweig, der in Deutschland 1437 endete, spaltete sich 1281, nach dem Erwerb Lignys 1273, ein französischer Zweig ab, dessen Ausläufer (Soissons, St-Pol, Brienne, Fiennes, Martigues, Beauvoir, Roussy) noch bis 1616 fortdauerten.

Die für den Werdegang des Hauses bedeutendsten Teilungen erfolgten also 1226 und 1281: 1226 trat es überhaupt erst als (neue) Luxemburger hervor, und 1281 gingen deutsche und französische Luxemburger auseinander.

Ks. Heinrichs VII Sohn Johann trat 1310 durch Heirat die Nachfolge in Böhmen an, wo der letzte Přmyslide Wenzel III 1306 gestorben war. Johanns Sohn Ks. Karl IV ließ seinem jüngeren Bruder Johann Heinrich, der noch einmal eine Seitenlinie eröffnete, 1349 die Mgft. Mähren zukommen; aber auch die mährische Linie erlosch bald, als dessen Sohn Prokop 1411 starb.

So kam es, daß die deutschen Luxemburger die Gewinne ihrer letzten Phase schnell wieder aus der Hand geben mußten: Karls Bruder Wenzel gewann zu Luxemburg, seit 1354 Herzogtum, zwar 1355 noch Brabant hinzu, doch nach seinem Tod 1383 begann seit 1404 Burgund sich dieser Länder zu bemächtigen.

Ebenso mußte Johann Heinrich die Gft. Tirol, die an ihn nach Heinrichs VI Tod 1335 von der Familie Görz gekommen war, den Wittelsbachern überlassen; und die von den Wittelsbachern 1373 erworbene Mark Brandenburg überließ Karls Sohn, Kg. Sigismund, 1415 den Hohenzollern.

Kg. Sigismund hatte sich 1387 Ungarn erkämpft, dessen Königtum bis 1301 die Arpaden, von 1310 bis 1386 die Anjou innegehabt hatten. Nach Sigismunds Tod 1437 fielen Böhmen und Ungarn zunächst an Habsburg, 1457 ans Reich der Jagiellonen, 1526 endgültig an Habsburg.