Schlesische Piasten
Abbildung 5.3 und 5.4

Abkürzungen: ~600 um 600, a. d. an der, Abd. Abdankung, Abh. Abhängigkeit, -b˘g. -burg, Bf. Bischof, -bg. -berg, Bgf. Burggraf, Bm. Bistum, d. Ä. d. Ältere, d. Ju. d. Junge, d. Jü. d. Jüngere, dt. deutsch, Ebf. Erzbischof, Ebm. Erzbistum, Ehz. Erzherzog, Fsm. Fürstentum, Fst. Fürst, Gf. Graf, Gfn. Gräfin, Gft. Grafschaft, Ghz. Großherzog, Ghzn. Großherzogin, Hz. Herzog, hzgl. herzöglich, Hzm. Herzogtum, Kf. Kurfürst, Kfm. Kurfürstentum, Kg. König, kgl. königlich, Kgn. Königin, Kgr. Königreich, Ks. Kaiser, Kurw. Kurwürde, Lgf. Landgraf, Mgf. Markgraf, Mgft. Markgrafschaft, n. 992 nach 992, Nied. Nieder-, Ob. Ober-, P.U./PU Personalunion, Pfg. Pfalzgraf, Pr./Prz. Prinz, Prät. Prätendent, Przr. Prinzregent, Reg. Regent(in), Sign. Signore, Sn. Seigneur, Statth./Sth. Statthalter, Thronf. Thronfolger, Unt. Unter-, v. 1045 vor 1045, v. Tirol von Tirol (v. wird dabei oft weggelassen, Bsp.: Gf. Hoya Gf. v. Hoya)
Beschreibung
1) Polen und Schlesien
Die Einführung des Seniorats im polnischen Hzm. 1138 fiel zusammen mit der Gründung des schlesischen Teilherzogtums: Der Senior von Krakau Wladyslaw II war der erste Hz. v. Schlesien. Senioren wurden 1232 auch sein Enkel Heinrich I und 1238 dessen Sohn Heinrich II.
Gleichwohl gingen diese nicht den Weg des Seniorats, der in Polen die damit bezweckte Einheit verfehlte, sondern bauten die Macht ihres Teilgebiets aus, und es konnte zeitweilig der Eindruck entstehen, daß es Heinrich I gelingen würde, den polnischen Staat von seinem schlesischen Rand her unter Kontrolle zu bringen. Auch dieses Projekt indes scheiterte.
2) Oberschlesien
Heinrichs Enkel Boleslaw II hatte noch bis 1248 das ganze Herzogtum inne, dann zerfiel Schlesien endgültig: Erst jetzt kam die schon 1178 eingeleitete Teilung in Ober- und Niederschlesien zum Tragen.
Hatte Wladyslaws II jüngerer Sohn Mieszko I sich 1178 noch auf Ratibor konzentriert, so gerieten seit 1282 immer kleinere Stücke Oberschlesiens an immer neue piastische Teiläste: zunächst an Oppeln, Kosel-Beuthen und Ratibor-Teschen, dann im 14. Jh. weiter an Oppeln, Falkenberg, Strehlitz, Kosel, Beuthen, Ratibor, Auschwitz und später Zator. Am längsten währte in Oberschlesien der Teschener Zweig, der mit Friedrich Wilhelm 1625 endete, weniger lang der Oppelner, der mit Johann 1532 endete.
3) Niederschlesien
Niederschlesien wurde bereits seit 1248 in den Teilungsstrudel gerissen: Zuerst trennten sich von Liegnitz Glogau und Breslau, dann 1278 Jauer, zuvor von Glogau 1274 Sagan, dann 1312 Öls, von Jauer 1314 Schweidnitz und 1321 Münsterberg, von Liegnitz 1345 Brieg, von Brieg Ohlau und Wohlau.
Am längsten reichte der Zweig von Brieg: Mit Georg Wilhelm starb 1675 der letzte Piast überhaupt.
4) Ausrichtung nach Böhmen
Die oberschlesischen Fürstentümer blieben politisch im Schatten der niederschlesischen und folgten deren Ausrichtung nach Böhmen im 14. Jh., die Schlesien zusehends von Polen löste. Wohl gab es unterschiedliche Grade der Anlehnung der einzelnen Fürsten ans Haus Luxemburg und die Krone Böhmens. Jedenfalls verzichtete Polen zu deren Gunsten seit 1335 auf Schlesien.
Diese Umorientierung schlug sich dynastisch darin nieder, daß böhmische Adelshäuser sich im schlesischen Gemenge profilierten. Zwei sind zu erwähnen: die Podiebrad und die Přmysliden.
Letztere regierten das Hzm. Troppau, mit dem Kg. Přmysl Ottokar II seinen Sohn Nikolaus I 1281 ausgestattet hatte, bis 1474. 1336 gewannen sie, nach dem Tode Leszeks, das piastische Ratibor, für das sie 1367 eine Seitenlinie einrichteten. Bei deren Ende 1521 aber fiel Ratibor wieder an die Piasten, nämlich an Oppeln.
Dem Haus Podiebrad gehörte der böhmische König Georg († 1471) an; sein Sohn Heinrich erhielt von ihm Münsterberg, dessen letzter piastischer Inhaber Johann 1428 gestorben war. Dazu gewann Heinrich noch Öls, wo Konrad X 1492 starb. Dieser Besitz der Podiebrad, 1569 vom Zweig Bernstadt weitergeführt, gelangte nach 1647 an die Württemberger. Darum gab es bis 1792 in Schlesien ein Fürstentum Württemberg-Öls.